Ausnahme-Situation in Deutschland, Europa, beinahe weltweit: das Coronavirus legt die Wirtschaft, die Industrie lahm und verschont dabei nur wenige Branchen. Der Sport ist ebenfalls stark beeinträchtigt und auch wenn der Fußball beispielsweise „nur“ als „schönste Nebensache der Welt“ gilt, fragen sich Sportler und Klub-Verantwortliche allmählich, wie es weitergeht. Denn während Fans ihren Lieblingssport vermissen und sehnsüchtig auf eine Fortsetzung warten, geht es den Betroffenen, also den Vereinen, Sportlern, Klub-Funktionären etc. um vieles mehr: um die Existenz.
Sportmarken wie Bayern München, Borussia Dortmund etc. können sich aufgrund der vergangenen Erfolge noch eine Weile tragen. Doch selbst RB Leipzig hat kommuniziert, dass Gehaltszahlungen nur noch bis in den Mai getätigt werden können, ehe es kritisch wird. Was für die Fans also eine Frage der Unterhaltung ist, ist für manch andere deutlich mehr. Wie wahrscheinlich ist es dann, dass die Bundesliga bzw. der Fussball zeitnah fortgesetzt werden kann, denn auch die Klubs in der 2. Liga, der 3. Liga und auch die Amateure in der Regionalliga stehen derzeit unter einem immensen Druck.
Momentan scheint das keiner wirklich beantworten zu können. Virologen können vage Vorhersagen treffen, denn Viren haben ihren ganz eigenen „Kopf“. Könnte man wissen, wie lang die Welt von Covid19 noch beeinträchtigt werden wird, dann wäre Covid19 nicht so bedrohlich, wie es ist. Die Sportwissenschaftler und Funktionäre sind wiederum keine Gesundheitsexperten. Sie können sagen, wie lang sich ihre Vereine über Wasser halten können. Doch eine vernünftige Terminierung für Spiele zu finden, die allen Seiten gerecht wird – das stellt sich als Mammutaufgabe heraus. Momentan ist klar, dass der Ball in der Bundesliga offiziell bis zum 2. April ruhen wird. Auch dass es zu einer Verlängerung dieser Frist kommt und dass wir keinen rollenden Ball bis zum 19. April erwarten dürfen, scheint relativ logisch zu sein. Corona-Experte Drosten sagt jedenfalls vorher, dass wir noch bis zu dieser Jahreszeit des kommenden Jahres nicht mit vollen Stadien aufgrund des Virus rechnen sollten. Doch wie sieht es mit Geisterspielen aus?
Momentan scheinen auch Geisterspiele zu riskant zu sein, denn die Gesellschaft befindet sich in einem Ausnahmezustand. Die Bundesregierung will sehen, wie sich die Situation im Land entwickelt, während die Kontaktsperre aktiv ist. Eine Kontaktsperre auf der einen, 22 Männer auf dem Fußballplatz auf der anderen Seite? Ein etwas merkwürdiges Szenario. Sollte sich die Situation in Deutschland im April oder Mai beruhigen, dann könnten aber auch Geisterspiele wieder wahrscheinlicher werden. Dafür müsste sich die Zahl der Infizierten bzw. Neu-Infizierten beispielsweise verringern bzw. zumindest nicht mehr nach oben schnellen, wie es momentan der Fall ist. Immerhin hat sich der Fußball durch die Verlegung der Europameisterschaft Zeit und Raum für den Sommer geschaffen. Fruchten die Maßnahmen der Bundesregierung, könnten Geisterspiele im Frühsommer bzw. Sommer im Bereich des Möglichen liegen. Der Konjunktiv ist aber steter Begleiter solcher Gedanken, denn das Geschehen und Treiben ist derzeit äußerst dynamisch. Erst wenn etwas Sicherheit besteht und schließlich steht Gesundheit an erster Stelle, werden auch Fußball und Fußball-Vereine berücksichtigt werden können. Wie es bis dahin um die Existenz mancher Vereine bestellt sein wird, ist hingegen eine andere Frage.
Bundesliga-Vereine wie der VfL Wolfsburg nehmen aktuell schon wieder das Training auf. In kleinen Gruppen versteht sich, um sich den Gefahren des Virus nicht allzu sehr auszuliefern. Man müsse dies tun, da die DFL-Pause offiziell nur bis zum 2. April andauere, heißt es. Doch niemand geht momentan wirklich davon aus, dass die Liga nach jenem 2. April wirklich wieder angepfiffen wird. Die DFL müsste zunächst einmal diskutieren, mit welchem Modell die Bundesliga überhaupt beendet werden sollte. Ein EM-Modus? Ein englisches Modell? Ein Eil-Modell? Als Verantwortlicher der DFL wird man wohl versucht sein, das Datum einer Neuaufnahme der Saison maximal hinauszuzögern, damit das Coronavirus nicht mehr allzu gefährlich einwirken kann. Und gleichzeitig muss die Verzögerung minimal gering sein, um die Existenz der Vereine nicht zu gefährden. Es ist ein Spagat, der bewältigt werden muss, der derzeit nicht vermieden werden kann.