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Janik Haberer (Foto: SC Freiburg)
Janik Haberer (Foto: SC Freiburg)

Streich sehr zufrieden mit Haberer: Ein Bewerbungsschreiben?

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Explizit in Manndeckung sollte Janik Haberer Max Kruse nicht nehmen. Trotzdem nahm er ihn größtenteils aus dem Spiel, wenn die beiden aufeinandertrafen. Mit der „total guten“ Arbeit sammelt Haberer Argumente für einen neuen Vertrag – aber für welchen Verein?

Schläue statt Stärke

Janik Haberer ist kein zweikampfstarker Spieler – er gewinnt nicht jeden Ball, dafür schirmt er den Gegner immer gut ab. Trotz nur 3/13 gewonnenen Bodenzweikämpfen in den letzten zwei Spielen bescheinigt ihm sein Trainer Christian Streich, dass er es „gegen den Ball total gut gemacht hat.“ Was statistisch nicht heraussticht, ist das gute Stellungsspiel, das clevere Balleroberungen ohne Tacklings ermöglicht. Haberer fängt mehr gegnerische Pässe ab als 87% der zentralen Mittelfeldspieler in den europäischen Top 5-Ligen.

Auch klärende Aktionen im eigenen Strafraum sieht man von ihm häufig. Hier kommt er sogar auf eine höhere Frequenz als 91% der Vergleichsgruppe. Christian Streich spricht immer wieder davon, dass er von seinen Spielern „Schläue“ verlangt – Haberer hat eben das. „Eine gute Präsenz und sehr gute Arbeit für die Mannschaft“ ergänzen Haberers Empfehlungsschreiben von Christian Streich.

Wie gut er Spieler zustellt, konnte im vergangenen Spiel beobachtet werden. Laut Streich war Haberer zwar nicht explizit für Kruses Manndeckung abgestellt, „da Max sich dann immer wieder bei Janik aufgehalten hat, war das sein Arbeitsbereich.“ Und das hat er stark gemacht. In der ersten Halbzeit kam Kruse kaum ins Spiel, was die Offensive der Wolfsburger stark hemmte. Erst nachdem in Halbzeit Zwei aktive Versuche unternommen wurden, Kruse aus Haberers Deckung zu befreien, konnte er seinen Einfluss auf das Spiel wirken. Immer wieder fielen Maximilian Philipp, Jonas Wind und Kollegen in Haberers „Arbeitsbereich“ ab, um Kruse Räume zu eröffnen. Dass das zweite Wolfsburger Tor dann auch noch aus Raum des rechten Achters fällt – kurz nachdem Haberer ausgewechselt wurde – spricht ebenfalls für sein cleveres Stellungsspiel.

Offensivqualitäten ergänzen das Profil

Doch auch mit dem Ball hat Janik Haberer einiges zu bieten, auch wenn er zuletzt Schwierigkeiten hatte, das auf den Platz zu bringen. „Schade, dass ihm in der ersten Halbzeit zwei Bälle verspringen. Da wächst das Selbstvertrauen nicht gerade“, hadert Streich mit der ein oder anderen Aktion aus dem Spiel gegen den VfL Wolfsburg. In der Tat ist seine Ballsicherheit eine mögliche Problemstelle. Die Passquote von 78,9% ist eine der schlechteren im Top 5-Ligenvergleich: nur 22% der Mittelfeldspieler liegen darunter.

Schaut man sich jedoch die Spiele an, relativiert sich vieles durch Haberers Spielstil. Immer wieder weicht er in enge Räume aus, überläuft seine Flügelspieler außen oder kommt in enge Kombinationsaktionen mit Teamkollegen, bei denen hoher Druck herrscht. Er spielt überdurchschnittlich viele Pässe unter Druck. Dabei sind seine Passquoten bei mittleren und langen Pässen definitiv im Durchschnitt (50%, 54%). Einzig bei den kurzen Kombinationspässen fällt er enorm ab – Pässe, die andere Mittelfeldspieler möglicherweise nicht spielen würden.

Eine starke Szene für dieses Verhalten lässt sich auch im letzten Spiel finden: In der zehnten Minute kombiniert sich Haberer nach einem tiefen Lauf auf den rechten Flügel mit Lucas Höler in den Sechzehner, nach Querpass Hölers auf Ermedin Demirovic scheitert dieser am Wolfsburger Pfosten. Derartige Läufe haben seine Konkurrenten beim SC Freiburg selten zu bieten. Weder Maximilian Eggestein noch Yannik Keitel sind für derartige Flügelläufe bekannt, sie halten sich eher in zentraleren Positionen auf.

Trotzdem kommt Haberer auch gerne zum Abschluss. Mit 0,2 Toren pro 90 Minuten (ein Tor alle fünf Spiele als Stammspieler) bringt er eine höhere Torquote als 90% der Vergleichsgruppe. Das liegt auch am guten Positionsspiel in der Box: Mit 1,4 Schüssen pro 90 Minuten liegt er auch bei mehr Abschlüssen als 80% der anderen Mittelfeldspieler.

Trotzdem nur Rotationsspieler – und bald vertragslos?

Dass Haberer trotzdem nicht den höchsten Stellenwert genießt – auch nicht beim SC – dafür sorgen vor allem immer wieder Fehler in seinem Spiel. Versprungene Bälle wie gegen Wolfsburg sind keine Seltenheit, auch Fehlpässe in ungünstigen Momenten kommen häufiger als sonst vor. Seine fehlende Physis in der Arbeit gegen den Ball fängt er durch seine Spielintelligenz zwar oft auch, immer ist das aber nicht möglich. Generell ist auch sein spezieller Spielertyp nicht immer gefragt. Eggestein wird im eigenen Ballbesitz auch häufiger in zentraleren Positionen eingesetzt, wo er mehr aufgeht. In diesem Spiel kann Haberer nicht brillieren.

Und so kommt es, dass Haberers Vertrag im Sommer ausläuft – und es wohl nicht zu einer Verlängerung kommen wird. Mit den Verpflichtungen von Baptiste Santamaria (jetzt FC Stade Rennes) und im Folgejahr Maximilian Eggestein setzte der SC Freiburg ihm zwei Mal einen teuren Neuzugang vor die Nase. Beide schränkten Haberers Rolle ein: Situative Einsätze und Einwechslungen stehen auf dem Plan. Diese konstanten Einsätze seien zwar „eine ziemliche Anerkennung“, erklärte Streich im Dezember. Die Rotationsrolle scheint Haberer aber nicht zu genügen. (Christian Streich: So kommt man beim SC Freiburg in die Startelf)

„Wir gehen aktuell davon aus, dass Janik für sich eine neue Herausforderung suchen wird“, erklärte Sportdirektor Jochen Saier gegenüber dem Kicker. Das definiert zwar nicht, von wem die Trennung ausgeht, impliziert jedoch, dass Haberer derjenige ist, der gehen möchte. Nachdem er im Januar im Interview mit balljungs.com noch sagte „Ich fühle mich hier sehr wohl. Allerdings ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht klar, was im Sommer passiert“, scheint er das Stammplatzduell mit Eggestein nun als verloren gesehen und sich gegen den SC Freiburg entschieden zu haben. Für einen neuen Vertrag bewirbt er sich derzeit also eher anderswo.

Quelle Titelbild: SC  Freiburg

Autor: Nik Staiger (Twitter @Nik_Staiger)

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