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Siquet-Debüt: „Er hat gut mitgespielt“ – aber schwach verteidigt

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Bei der 1:4-Niederlage gegen den FC Bayern gab Rechtsverteidiger Hugo Siquet sein Bundesliga-Debüt für den SC Freiburg. Ein Fazit seiner ersten 30 Minuten.

Debüt gegen den Rekordmeister

Die Situation für Hugo Siquet beim SC Freiburg war nicht einfach. Eigentlich wurde er als Rechtsverteidiger Nummer Zwei geholt, jedoch kam Jonathan Schmid überraschend früh aus seiner langwierigen Corona-Erkrankung zurück, weshalb für Siquet nur die Nummer Drei übrig blieb. Obwohl er bereits vier Mal mit einem Kaderplatz belohnt wurde, durfte er nie mitwirken.

Ausgerechnet beim Spielstand von 1:1 gegen den FC Bayern sah Christian Streich dann die Möglichkeit, Siquet Spielzeit zu geben. Nach kurzfristiger Verletzung von Stamm-Rechtsverteidiger Lukas Kübler startete Schmid, der jedoch nach zwei Dritteln des Spiels platt war. Und so war Siquets Zeit gekommen: Einwechslung in der 69. Minute. Dass das Spiel danach 1:4 verloren ging, hat mit Sicherheit nicht ausschließlich mit diesem Wechsel zu tun, ein gutes Debüt zeigte Siquet aber nicht.

Siquet verweigert die Zweikämpfe

Ein großes Problem im Spiel Siquets war schon bei Standard Lüttich, dass er nicht gerne in Zweikämpfe geht. Das gilt offensiv wie defensiv. Ähnliches konnte man bei seinen zwei Einsätzen für Freiburgs U23 beobachten und es fiel auch bei seinem Debüt-Spiel auf. Siquet ist diesen Spielstil schon länger gewohnt, er kann also in vielen Fällen für ausgleichende Aktionen sorgen, jedoch nicht immer.

Siquet steht weit entfernt von Gegenspieler Hernandez, der ungestört auf Gnabry flankt.

So auch beim 1:2-Gegentor. Der Hauptfehler darf hier wohl klar Nico Schlotterbeck zugesprochen werden, der ein schlechtes Stellungsspiel zeigt und dann im Nachkorrigieren wegrutscht, sodass Serge Gnabry frei abschließen kann. Aber auch Siquet macht etwas falsch. Er befindet sich auf der ballnahen Seite, sollte also auf den gegnerischen Außenverteidiger aufrücken.

Stattdessen sichert er die Tiefe ab. Das ermöglicht seinem Gegenspieler viel Zeit, um zur Flanke anzusetzen. Und diese Flanke kam perfekt. Sucht Siquet hier den Zweikampf oder steht zumindest näher am Gegenspieler, wird die Offensivaktion schon in der Entstehung verhindert. Das einzige Duell, das Siquet im Spiel suchte, endete im Foul an Lucas Hernandez, auf welches Bayerns Phantomwechsel folgte. (Bayerns Phantomwechsel: Fehler und Konsequenzen)

Im Tänzchen mit Musiala

Die ausgleichenden Aktionen sind jedoch nicht immer schlecht. So zeigt er nach einer Ecke in der 78. Minute eine Qualität, die nicht viele Verteidiger aufweisen können: Er ging ins Tänzchen mit Jamal Musiala. Und dabei ließ er sich nicht austanzen, sondern behielt gegen den dribbelstarken Wirbelwind die Orientierung.

Siquet spiegelt mit seinen Bewegungen die Finten von Musiala.

Den Ballgewinn konnte er auch hier nicht verzeichnen. Aber in einer unübersichtlichen Aktion nach einer Ecke behielt er die Konzentration und lässt keinen Torschuss seines Gegenspielers zu. Dass Musiala regelmäßig erfahrene Bundesliga-Verteidiger austanzt, schien Siquet dabei wenig zu interessieren.

Auch in der vierten Minute der Nachspielzeit kam es zum Youngster-Duell: Bei einem Angriff über Bayerns rechte Seite zog Musiala von Siquets Flügel ins Zentrum. Dieser reagiert schnell, ging mit dem Münchner mit und stellte gut den Körper gegen Musiala, um den Schuss zu verhindern. Stark verteidigt!

Abstimmungsschwierigkeiten zeichnen das Spiel

Auch im Offensivspiel geht Siquet nicht gerne in Dribblings. Das führte in zwei Angriffen dazu, dass er freien Raum vor sich nicht nutzte. Seine Mitspieler erwarteten jedoch spätere Abspiele, weshalb die Angriffe nicht flüssig durchliefen. Trotz Siquets Geschwindigkeit kommt es selten dazu, dass er wirklich in Laufduelle geht und Gegner im Eins gegen Eins schlägt. Eine Qualität, die er sich von Kapitän Christian Günter noch beibringen lassen muss.

Kingsley Coman ist das Ziel eines langen Balles von Upamecano vor dem 1:3.

Doch auch gegen den Ball gab es Probleme im Zusammenspiel. Vor dem 1:3-Gegentor fühlte sich weder Siquet noch Innenverteidiger Manuel Gulde für Kingsley Coman zuständig. Auch wenn die Tiefensicherung in dieser Situation Guldes Aufgabe ist, entstehen hier Abstimmungsprobleme, die bei eingespielten Kollegen möglicherweise nicht passiert wären. Zu allem Überfluss patzte dann auch Torwart Mark Flekken beim Abschluss Comans.

Passspiel auf hohem Niveau

Doch welchen Mehrwert Hugo Siquet dem Team auch jetzt schon bringen kann, zeigte eine Szene in der zweiten Minute der Nachspielzeit. Mit seinem starken Passspiel leitete er eine Kombination auf dem rechten Flügel ein, startete in die Tiefe und sorgte zusammen mit Janik Haberer und Noah Weißhaupt für echte Torgefahr. Bayern-Verteidiger Dayot Upamecano musste zum Foulspiel greifen. Die Folge: Verwarnung und Freistoß in guter Position rechts am Sechzehner.

Das sah auch Christian Streich so. „Er hat gut mitgespielt“, resümierte der Cheftrainer. Siquets Mut und die Versuche, den Ball laufen zu lassen, brachten ihm das Fazit „Alles okay“ ein. Eine Zusammenfassung, die härter hätte ausfallen können. Denn beim letzten Tor trug Siquet die Hauptschuld.

Doppelt das Abseits aufgehoben: 1:4

Bei einer Münchner Offensivkombination auf Freiburgs linker Seite schoben die Innenverteidiger Nico Schlotterbeck und Philipp Lienhart beide hoch, sie wollten Serge Gnabry ins Abseits stellen. Siquet folgte dieser Defensivaktion nicht. „Einen Moment hat er verpasst, als er die Abseitslinie nicht hält. Dadurch haben wir nochmal ein Gegentor bekommen“, sah auch der Trainer die Schuld beim Belgier.

Siquet hebt das Abseits von Gnabry auf.

Doch nicht nur in er Entstehung, auch im eigenen Sechzehner sorgt Siquets ungewohnter Spielstil für Probleme mit der Abseitslinie: Siquet deckte nicht seinen Gegenspieler (Thomas Müller), sondern ging zur Absicherung vor das eigene Tor. Lienhart und Schlotterbeck stellten dabei aber Gnabry hinter sich in eine Abseitsposition – die wieder von Siquet aufgehoben wurde.

Wieder kein Abseits: Siquet steht erneut tiefer als Gnabry.

Das Unglück wurde perfekt, als Siquet sich genau in dem Moment entschied, herauszurücken, als Marcel Sabitzer im weiteren Verlauf dann zum Abschluss kam. Denn genau dann war er in der Vorwärtsbewegung und konnte den Schuss, der in seiner Nähe ins Tor ging, nicht blocken. Eine rabenschwarze Aktion des Freiburger Neuzugangs.

„Primär ist das erste Spiel!“

Doch Christian Streich nimmt den Neuling in Schutz: „Es geht auch sehr, sehr schnell bei den Bayern“, erklärt er das falsche Stellungsspiel in der Abseitssituation. „Das Gegentor ist sekundär. Primär war, dass er das erste Spiel in unserem Trikot gemacht hat“, freut er sich über Siquets Debüt.

Klar ist aber: Während Siquet einige seiner Qualitäten zeigen konnte, wurden gerade gegen den Rekordmeister auch seine noch vorhandenen Schwächen sehr deutlich. Jetzt gilt es, an den gezeigten Problemen zu arbeiten, um spätestens im Sommer in den echten Konkurrenzkampf mit Lukas Kübler und Jonathan Schmid treten zu können.

Quelle Titelbild: SC Freiburg

Autor: Nik Staiger (Twitter @Nik_Staiger)

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