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Roland Sallai
Roland Sallai

Roland Sallai auf der Suche nach emotionaler Balance

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Letzte Saison war er noch Leistungsträger. Diese Saison stand Sallai überhaupt nur in der Hälfte der Spiele in der Startelf. Christian Streich verortet die Formkrise auch bei seiner Emotionalität. Über Sallais Entwicklung und den bevorstehenden Weg aus der Krise.

Schwerer Start, enorme Entwicklung

Im Sommer 2018 wechselte Roland Sallai in die Bundesliga. Laut Transfermarkt zahlte der SC Freiburg 4,5 Millionen Euro für den ungarischen Offensivspieler. Eine stolze Summe für einen Spieler, der bis auf eine wenig erfolgreiche Leihe nach Italien noch in keiner Top-Liga gespielt hat. Auch in Freiburg lief der Start sehr unrund. Vor allem wegen einer langwierigen Adduktorenverletzung kam er in der ersten Saison nur auf 10 Einsätze, nur die Hälfte in der Startelf.

In der zweiten Saison blieb er fit, brauchte aber lange, um seine Leistung auf den Platz zu bringen. Bei 21 Einsätzen stand er in den letzten elf Spielen immer in der Startformation. Diesen Aufschwung konnte er über den Sommer konservieren und so wurde er 2020/21 zum Leistungsträger. Mit fünf Scorern innerhalb von fünf Spielen hatte er einen großen Anteil am Freiburger Leistungshoch zum Jahreswechsel. Im Sommer winkte dann die Europameisterschaft mit Ungarn.

Sonderurlaub, Schwierigkeiten und Schmerzen

In einer defensiv ausgerichteten Nationalmannschaft spielte Sallai als Stürmer. Von Christian Streich, der ihm eine gute EM-Leistung attestierte, ist er die Arbeit gegen den Ball zwar gewohnt, nach einer langen Saison aber nochmal jedes Spiel derart viel Laufen zu müssen, hinterließ seine Spuren. Deshalb bekam er nach der Europameisterschaft Sonderurlaub, um wieder zu Kräften zu kommen. Als Folge dieser Pause kam er beim Saisonauftakt gegen Bielefeld nur von der Bank.

Doch eigentlich ging es danach bergauf. Bei den wichtigen Siegen gegen Borussia Dortmund (2:1) und beim VfB Stuttgart (2:3) brachte er jeweils einen Scorer ins Spiel ein. Doch in den folgenden Spielen gegen Köln und Mainz konnte er nicht mehr überzeugen – seine Konkurrenz hingegen bot sich an. Gegen den FC Augsburg startete Woo-Yeong Jeong auf der rechten Offensivposition – und sicherte sich den Platz zunächst. Anstatt sich wieder in ran zu kämpfen, wurde Sallai jedoch von Knieschmerzen zurückgeworfen.

Gegen Borussia Dortmund ein Teil des Erfolgs: Roland Sallai (links) legt beim Jubeln nach Grifos Führungstreffer seinen Arm auf Philipp Lienharts Schulter. (Quelle: nur-der-scf.de)

Frustration gegen Mainz – „Er war schon ein Stück weiter“

Doch auch seit seiner Genesung läuft es für den vielseitigen Angreifer nicht so recht. Nach Einwechslungen scheint er mehr mit sich selbst beschäftigt, kann sich kaum für mehr Einsatzzeiten empfehlen. Auch wenn er sich über drei Spiele in Folge in der Startformation wieder fand, blieb der Leistungsdurchbruch aus.

Christian Streich verortet das Problem auch auf der mentalen Ebene. Sallai sei ein emotionaler Spieler, davon lebe auch sein Spiel. Hierbei muss er aber eine gewisse Balance finden und in dieser bleiben, auch wenn es mal nicht so gut läuft. Doch damit scheint es Probleme zu geben. Das zeigte sich nicht zuletzt nach seiner Auswechslung gegen den 1. FSV Mainz – er stapfte unzufrieden zur Auswechselbank, schlug auf den benachbarten Sitz und warf ein Trikot neben sich.

Diese Frustration kam bestimmt nicht nur von der Auswechslung, seine zwei vergebenen Chancen trugen das Übrige dazu bei. „Er war hundertmal enttäuschter, weil er den Ball nicht reingemacht hat“, verteidigt Streich seinen Schützling. Doch auch dann müsse Sallai die Ruhe bewahren: „Er war da schon mal ein Stück weiter.“

Aus Erfahrungen lernen – Vincenzo Grifo als Vorbild

Für junge Spieler ist es oft nicht einfach, mit Rückschlägen umzugehen. Karrieren verlaufen selten linear, viel mehr sind sie ein Auf und Ab – manche Spieler haben ihre Hochphasen früher, manche sehr spät. Doch um sich immer weiter zu verbessern, muss ein Spieler an Erfahrung gewinnen. Streich nennt das Beispiel Vincenzo Grifo, der ebenfalls mit solchen Situationen umzugehen hatte. Bei Borussia Mönchengladbach und der TSG Hoffenheim scheiterte er, eher er jeweils zum SC Freiburg zurückkehrte.

„Bei uns machen junge Spieler diese Erfahrungen auch“, erklärt Streich, und fügt ein „leider“ hinzu. Denn das bedeutet, dass die Spieler in dieser Zeit mit vielen anderen Sachen beschäftigt sind und oft ihre Maximalleistung nicht zeigen können. Neben dem Spieler nimmt er aber auch das Trainerteam in die Pflicht: „Das ist dann die Aufgabe von uns, ihn immer wieder darauf hinzuweisen und zu hoffen, dass sie im richtigen Moment zuhören.“

Von Sallai selbst fordert Streich nun aber, vollen Einsatz zu zeigen. Er muss besser trainieren als die Konkurrenz, um sich weiter Einsätze zu erarbeiten. Hier geht es vor allem um Leistung. Sallai befindet sich noch auf dem Weg. Seine Trainingsleistungen waren „ein Kieselstein“ im Prozess, die emotionale Balance zu finden. Jetzt gilt es für den Rechtsaußen, diesen Weg weiter zu gehen.

Quelle Titelbild: nur-der-scf.de

Autor: Nik Staiger (Twitter @Nik_Staiger)

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