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Eintracht Frankfurt Mannschaftsbild 2018
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Eintracht Frankfurt 2018 – der neue Hybrid

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Es soll ja Leute geben, die bereits nach zwei verlorenen Pflichtspielen den Kopf eines neuen Trainer fordern. Nicht so ein Balljunge. Also: Was kann man zu Eintracht Frankfurt nach dem achten Spieltag sagen?

Nun, zuvor muss ich mich erst einmal bei Niko Kovac entschuldigen. Am 30. April habe ich noch seine Entlassung gefordert. Doch dann hat er mir mit dem unerwarteten Pokalsieg das schönste Erlebnis beschert, seit ich eines morgens aufwachte und feststellte: „Oh, ich bin ein Eintracht-Fan“. Gefolgt von „Uff, Glück gehabt, ich bin kein Bayern-Fan geworden“. Dass und wie Niko Kovac dorthin gewechselt ist: Schwamm drüber. Dumme Sprüche über seinen neuen Arbeitgeber unterlasse ich besser („Pressekonferenz“, haha, „Respekt“, oha, „Grundgesetz“, gnihihi), sonst bewirft Brazzo den Balljungen noch mit Würstchen.

Der dritte Umbruch

Eintracht Frankfurt muss die dritte Saison in Folge mit großen Umbrüchen verkraften. Doch Fredi Bobic, Bruno Hübner, Ben Manga und alle weitere Beteiligten haben es erneut erfolgreich gemanagt. 2016/2017 nach dem Fast-Abstieg mit kaum vorhandenem Budget und massenweise Leihspielern das Pokalfinale erreicht und gegen den BVB verloren. Dann 2017/2018 mit weiterem großen Kaderumbruch und wieder als designierter Abstiegskandidat den Pott geholt.

Und nun 2018/2019? Chefcoach Kovac verloren, vier wichtige Stammspieler verloren (Boateng, Wolf, Hradecky, Mascarell), der neue, Bundesliga-unerfahrene Trainer Adi Hütter galt gleich als Favorit auf die erste Trainerentlassung der Bundesliga-Saison (Protipp: Es wurde Korkut) und dann wurden schon wieder lauter NoNames verpflichtet: Evan N’Dicka, Lucas Torró, Goncalo Paciencia, Chico Geraldes. „Ja, wie“, schrieen die üblichen Transfermarkt-Trolle, als SGE-Fans verkleidete Mainzer oder Offebächer, „Spieler aus ausländischen Zweitligen oder so? Betrug111!“ Nicolai Müller und Filip Kostic gingen als HSV-Abstiegsgaranten ebenfalls nicht. Weder Frederik Rönnow noch Kevin Trapp galt den Stänkerern als gut genug. Und dann hatte Alex Meier Fußballgott keinen neuen Vertrag erhalten, Sakrileg! (ProTipp: Es hat sich auch Ende Oktober 2018 noch kein Verein gefunden, dem das Paket Fußballgott leistungstechnisch sinnvoll erschienen wäre und der Alex das gewünschte Gehalt hätte zahlen können).

Wie gut, dass man als Balljunge ein paar Dinge aus Erfahrung entspannter sieht. Erste Regel: Abwarten. Zweite Regel: Spieler aus ausländischen Ligen zeigen oft erst in ihrer zweiten Bundesliga-Saison ihr wahres Potential. Lasst die Jungs erstmal ankommen! Dritte Regel: Ein neuer Trainer mit neuem Konzept braucht Zeit.

Kovac meets Hütter

Adi Hütter 2018Die Fußballpopulisten der FR und die Gonzo-Philosophen der 11Freunde sind mittlerweile einer Meinung mit den Balljungen, was das aktuelle System der SGE betrifft: Es ist ein Hybrid aus Niko Kovac und Adi Hütter. Nachdem die Eintracht in den ersten Spielen defensiv noch viel zu anfällig war, ist mit der Wiedereinführung der 3er/5er-Kette aus der Kovac-Ära endlich wieder Stabilität eingekehrt. Während es einer von Kovacs Geniestreichen war, in Makoto Hasebe den Libero zu wecken, hat Hütter aus Kostic einen begnadeten Schienenspieler auf links geformt. Zusammen mit Da Costa hat man damit explosive Flügel, deren Ausflüge hinten durch drei Mann abgesichert werden – im zuerst versuchten 4-4-2 wär das so nicht möglich. Und so kann das Prunkstück dieser Mannschaft, die Offensive, endlich gnadenlos wirbeln. Gerade hier kommt dann das von Hütter favorisierte Pressing und Gegenpressing zum Zuge, mittlerweile sehr gezielt und im Rahmen des Möglichen umgesetzt. Somit holt Hütter aus den verfügbaren Spielern das aktuell mögliche Optimum heraus. Genial!

Dass die SGE in den ersten Spielen bei einigen Statistiken schlecht aussah – mit 70 Prozent angekommener Bälle die schlechteste Passquote der Liga, dazu die meisten Langhölzer – geschenkt, das war eine Momentaufnahme aufgrund der Umstrukturierung. Wird sich sicher noch ändern.

Weitere Unterschiede zwischen den Trainern betreffen das Training: Kovac trainiert länger, Hütter kürzer und intensiver. Bei Kovac schienen die Spieler gegen Ende der letzten Saison allerdings phasenweise richtig platt, erst auf Anraten der Spieler selbst wurde das Training noch rechtzeitig vor dem Pokalfinale etwas runtergefahren. Dazu scheint es Hütter zu gelingen, wirklich alle Spieler mitzunehmen.

Der Kader 2018 – Die einzelnen Spieler

Zeit, auf die einzelnen Spieler einzugehen, mit Einschätzung ihrer aktuellen Leistung und teils bezüglich ihrer Zukunft bei Eintracht Frankfurt:

Kevin Trapp, Torwart

Die Überraschungsverpflichtung kurz vor Schluss, analog zu Kevin Prince Boateng letzte Saison. Deutscher Nationatorwart, drei Jahre beim französischen Spitzenclub PSG. Bislang noch ohne Clean Sheet, teils mit tollen Paraden, teils mit „wär vielleicht haltbar gewesen“, mit zunehmender Spielpraxis wird er sich sicher noch steigern. Vor allem aber bringt Kevin Leaderqualitäten mit und kann dank seiner Sprachkenntnisse auf und neben dem Platz hervorragend kommunizieren, gerade mit unseren drei Franzosen im Team. Sollte man nicht unterschätzen! Eine feste Verpflichtung von Trapp wär mein Traum für die kommende Saison.

Frederik Rönnow, Torwart

Seine Verpflichtung hatte ich schon viele Monate zuvor erhofft, für mich mit dem Potential, besser als Hradecky zu werden. Inwieweit er gesundheitlich weitgehend fit sein wird, ist schwer einzuschätzen von außen. Aber die SGE hätte sicher keinen angehenden Sportinvaliden verpflichtet. Er braucht Spielpraxis (hier hatte ich vergeblich auf den DFB-Pokal gehofft). Mit Trapp und Rönnow ist die SGE auf der Torwart-Position jedenfalls hervorragend besetzt.

Felix Wiedwald, Torwart

War aus England zum Nulltarif zu haben, man kannte ihn, insofern zum damaligen Zeitpunkt eine ordentliche Verpflichtung. Hat wegen der Verletzung von Rönnow in der Vorbereitung viel gespielt, auch gar nicht schlecht. Ungünstig für ihn, dass der Trapper dann noch kam, dürfte ihm wohl nicht gefallen haben. Wär insofern ein Kandidat, um im Winter abgegeben zu werden.

Jan Zimmermann, Torwart

Zimbo ist perfekt als Ersatzkeeper, bringt Lokalkolorit und gute Stimmung rein. Klasse Typ!

Carlos Salcedo, Innenverteidiger

Unser wertvollster IV, kam hochmotiviert von der WM zurück, leider gleich zu Saisonbeginn verletzt ausgefallen. „El Titan“ wird bei seiner Rückkehr noch mal für brutalen Qualitätszuwachs in der Abwehr sorgen.

Evan N’Dicka, Innenverteidiger

Als Perspektivspieler geholt, aufgrund von Verletzungen und Sperren früh reingeworfen und bislang weitgehend überzeugend. Eine der besten Verpflichtungen dieser Saison. Unglaublich, was dieser Junge bislang zeigt. Sollte eine Rückholaktion von Jesus Vallejo im kommenden Sommer möglich sein, wären die beiden im Duo die hammergeile künftige Eintracht-IV.

Simon Falette, Innenverteidiger

Sollte abgegeben werden, gut dass dies angesichts des knappen Defensivpersonals nicht geschehen ist. Ein solider Bundesliga-IV, auch wenn er jedes Spiel für einen Bock gut ist, dazu linksfüßig in einer 3er-Kette gut aufgehoben mit Option auf LV. Nicht der Meister der Spieleröffnung, aber er sorgt mit seinen langen Bällen zuweilen gar für Gefahr. Mit einem enorm wichtigen Assist gegen Marseille.

David Abraham, Innenverteidiger

Der Abwehrchef, der vor allem mit seiner Schnelligkeit und Antizipation überzeugt. Hat zu Beginn der Saison öfter mal schlecht ausgesehen, mit der ein oder anderen Dummheit dabei. Im mittlerweile gefundenen System wieder überzeugender. Und wenn er einmal fehlt, ist dies überraschenderweise kein Beinbruch. Sollten die Ausfallzeiten nicht zunehmen und sein Körper mitmachen, könnte er seinen bis 2021 gehenden Vertrag erfüllen, selbst wenn er irgendwann Backup wird.

Marco Russ, Innenverteidiger

Einfach Ruuuuussss. Super Mentalität, stark im Zweikampf, sehr zuverlässig. Wird wohl mit dann 34 Jahren als Backup in die kommende Saison gehen. Einfach immer sofort da, wenn er gebraucht wird.

Jetro Willems, Linker Verteidiger

Schon gleich mit zwei dummen roten Karten in dieser Saison vom Platz geflogen, hat auch schon mit Schwalben genervt. An sich mit viel Power und Technik gesegnet, verzettelt sich leider zu oft, geht nicht bis zur Grundlinie durch und killt gute Chancen mit teils gruseligen Pässen. Dennoch keinesfalls schlechter als Otsche zuletzt bei uns, zeigt aber leider auch noch keine deutliche Steigerung. Potential ist da, mal schauen, was der Trainer noch aus ihm rausholt. Zuletzt von Hütter gar als OM getestet.

Taleb Tawatha, Linker Verteidiger

Gefühlt schon oft weg, aber immer noch da. Offensiv stärker und mit besseren Flanken als Willems, dafür defensiv schwächer. Wenn man aus diesen beiden LV einen machen könnte, wär das perfekt 🙂 Mit einem Assist gegen Rom. Reißt keine Bäume aus, aber solide Qualität für die Bundesliga. Da Kostic/Willems gesetzt sind, rechne ich mit einem Abgang spätestens zum Saisonende, wenn sein Vertrag ausläuft.

Timothy Chandler, Rechter Verteidiger

Seine Verletzung war eine der Hiobsbotschaften dieser Saison, zumal er nicht nur als RV, sondern auch als LV glänzen und in der IV aushelfen kann. An sich Stammspieler für die rechte Seite. Dort rockt jetzt allerdings da Costa. Falls doch noch Mbabu kommen sollte, hoffentlich bis zum Ende seiner Profilaufbahn bei der SGE, als polyvalenter Backup super.

Danny da Costa, Rechter Verteidiger

Zu Saisonbeginn mit einigen defensiven Wacklern. Auch offensiv hat er nicht immer die besten Entscheidungen getroffen. Doch mit der aktuellen Strategie endlich hinten abgesichert und vorn erfolgreich. Für seine zwei Treffer gegen Rom zu Recht abgefeiert. Angesichts der dünnen Personaldecke auf hinten rechts (Chandler und Salcedo), hängt extrem viel an seiner Gesundheit. Insofern beständiges Daumendrücken dafür.

Makoto Hasebe, Defensives Mittelfeld (in echt Libero)

Im reinen Mittelfeld oder gar auf RV immer wieder mit deutlichen Schwächen. Doch als zentraler Mann in der Innenverteidigung mit Option zur Spieleröffnung einfach grandios. Nennen wir ihn einfach „Makoto, der Libero“. Dazu ein absoluter Musterprofi und intelligenter Mann. Spielt immer dann besser, wenn er auf dem Platz nicht zu viel meckert. In der aktuellen Form wird er wohl noch mindestens ein Jahr bei der SGE dranhängen und könnte danach zum Vereinsbotschafter in Asien werden.

Lucas Torró, Defensives Mittelfeld

Als Mascarell-Ersatz geholt worden, zum Saisonstart arg getrollt, hat er sich mittlerweile in Frankfurt eingelebt und überzeugt. Vom „der kann doch nix“ und „was sollen wir mit einem NoName aus der zweiten spanischen Liga“ zum unumstrittenen Stammspieler und Strippenzieher im Mittelfeld geworden. Räumt defensiv gut ab und ist auch vorn mit Pässen, Torschüssen oder Kopfbällen gefährlich. Mit einem wichtigen Tor gegen Marseille. Aktuell von persönlichem Verlust und kleineren Verletzungen etwas gebeutelt.

Gelson Fernandes, Defensives Mittelfeld

Der Abräumer schlechthin. Nicht mehr, nicht weniger. Dazu kommunikativ, Integrationsfigur neben dem Platz, wo er Sprachrohr des Trainers ist, und einer, der auf dem Platz die Mentalität hochhält. Wichtiger Spieler gegen offensiv starke Teams. Könnte die SGE 2019 verlassen, wenn sein Vertrag ausläuft und der Kader weiter verbessert wird.

Jonathan de Guzmán, Zentrales Mittelfeld

Ein Spieler mit Licht und Schatten, zuletzt verbessert. Wichtig als Strippenzieher und Verbindungsglied in die Offensive, dazu bester Mann für Standards, hat deshalb schon fünf Assists gesammelt (und ein Tor selbst gemacht). Dürfte zumindest bis Vertragsende 2020 bleiben.

Marc Stendera, Zentrales Mittelfeld

Auch er sollte abgegeben werde, ist geblieben und kommt zunehmend auf seine Spielminuten. Profitiert hier allerdings von Geraldes Verletzung. Hat in der Vorbereitung mit klugen Pässen in die Schnittstelle geglänzt und wird nun scheinbar als mögliche Alternative zu Torro gesehen. Blockiert als guter Verdiener im Kader einerseits Gelder, die man gern in andere Spieler investiert hätte. Ist andererseits ein Frankfurter Eigengewächs, dem man nach langer Leidenszeit einfach nur das Allerbeste wünscht. Drücken wir ihm einfach weiter die Daumen! Hätte ihm einen Wechsel in Liga 2 und ein ähnliches Durchstarten wie Sonny Kittel gewünscht. Aber mal schauen…

Allan, Zentrales Mittelfeld

Allan Rodrigues de Souza ist die meistkritisierteste Verpflichtung dieser Saison. Ein ständig verliehener Wandervogel ohne Arbeitserlaubnis in England, der noch nirgendwo überzeugt hat. Nur als Leihe von Liverpool gekommen, dort jedoch von Jürgen Klopp himself hochgelobt. Eine Verpflichtung ohne nennenswerte Kosten oder Risiken, aber aktuell auch ohne große Perspektive, mit viel Licht und Schatten: Einem durchaus soliden Einsatz gegen Hannover folgte ein schwaches Spiel gegen Hoffenheim. Hat im Vergleich zu seinem Konkurrenten Stendera ein paar Stärken in Sachen Dynamik, aktuell scheint Stendera aber vorn zu liegen.

Mijat Gacinovic, Offensives Mittelfeld

Unglaublich, der 23jährige spielt nun sein viertes Jahr bei der SGE. Wird von Jahr zu Jahr besser, physisch präsenter und hat die SGE schon mehrfach gerettet. Hat unter Kovac alles mögliche im Mittelfeld gespielt, ob DM, ZM, RA, LA oder OM und hier zahlreiche Erfahrungen gesammelt. Wird nun zunehmend zum Spielgestalter. Für mich – im positiven Sinn – der Özil Frankfurts, der kreativ neue, überraschende Situationen schaffen und die gegnerische Abwehr knacken kann. Trifft zwar zuweilen die scheinbar falschen Entscheidungen, immer öfter aber die Richtigen. Wobei manche seiner falschen Entscheidungen entweder einfach zu genial für seine Mitspieler waren oder doch noch zu etwas positivem führten. Ein ambitionierter Spieler, der sich unter Hütter sicher nochmals verbessern dürfte. Spätestens in zwei Jahren eine absolute Mittelfeld-Granate.

Marco Fabián, Offensives Mittelfeld

Sollte abgegeben werden, poste dummerweise schon mit Istanbuler Fanschal und sitzt jetzt seinen Vertrag in Frankfurt ab. Hat einiges gezeigt in der Vergangenheit, sicher ein guter Spieler, aber hier ohne wirkliche Perspektive mehr. Auf außen deplatziert und im zentralen OM ist die Konkurrenz einfach besser (Gacinovic) oder bietet besser Perspektiven (Geraldes). Kann hoffentlich im Winter noch für einen kleinen Obulus abgegeben werden. Wird sich ansonsten spätestens kommenden Sommer ablösefrei aus Frankfurt verabschieden. Kommt vor.

Chico Geraldes, Offensives Mittelfeld

Am portugiesischen Spielmacher schieden sich im Vorfeld arg die Geister. Nur eine Leihe, keine Kaufoption? Angesichts der damals desaströsen Verhältnisse bei Sporting Lissabon war nichts anderes möglich, was sich hoffentlich noch ändern wird. Die sportliche Leitung wird sicher ähnlich wie bei Torro und NDicka einiges in ihm gesehen haben (hohe Spielintelligenz, beidfüßig stark, gute Technik, hohes Tempo). Konnte aufgrund seiner Verletzung leider keine ähnliche Entwicklung nehmen wir die anderen Neuzugänge aus ausländischen Ligen, könnte aber in der Rückrunde noch zu einem wichtigen Faktor werden.

Ante Rebic, Linksaußen

Der Bruda. Der Unterschiedsspieler. Das bekannteste Aushängeschild der Eintracht. Von FCB-Fans geflamt („Den wollen wir nicht in München sehen“), in Frankfurt schon Kultstatus. Starke WM, obwohl er angeschlagen war. Danach erstmal verletzt. Kaum wieder da mit vollem Einsatz, schon drei Tore und eine Vorlage in 244 Spielminuten. Und eine völlig unnötige Gelb-Rote Karte. Mehr Genie als Wahnsinn, schuftet auch ohne Kovac. Das Zeichen des Frankfurter Aufschwungs nach schwachem Start. Mittlerweile ballert die SGE allerdings sogar ohne ihn. Kaum zu glauben.

Filip Kostic, Linksaußen

Im Vorfeld ebenfalls von einigen geflamt, hat sich ganz klar als Hammertransfer erwiesen. Rackert, schuftet, rennt seine linke Bahn im Vollspeed hoch und runter, gewinnt Zweikämpfe, liefert Vorlagen (bislang 3) und trifft auch selbst (gegen Rom). Ein typischer „Hat in Hamburg etwas geschwächelt, aber rockt, seit er weg ist“-Transfer. Dazu dank Hütter nun nicht einfach nur LA, sondern beackert die komplette linke Seite. Überraschungskonkurrenz für Willems, Tawatha und gar Rebic. Wo soll man alle diese Spieler auf der linken Seite bloß unterbringen? Oder gar im Sturm? Aktuell für zwei Jahre geliehen, wird sicherlich gekauft, wenn er so weitermacht.

Nicolai Müller, Rechtsaußen

Wenn Kostic als Gewinner gilt, sieht man Müller aktuell eher als Verlierer. Endlich wieder zurück in der Heimat, dazu ablösefrei ein Schnäppchen. Mit einem wichtigen Tor gegen Freiburg, aber sonst oftmals blass. Hoffen wir, dass er sich noch steigert und zumindest als Backup immer wieder für Betrieb sorgen kann.

Luka Jovic, Mittelstürmer

Letzte Saison 27 Spiele, 9 Tore, 2 Vorlagen. In seiner zweiten SGE-Saison in 10 Spielen 9 Tore, 1 Vorlage. Mit 20 Jahren der jüngste Fünferpacker der Bundesliga. Aktuell gemeinsam mit Senkrechtstarter Paco Alcacer auf Platz 1 der Torjäger-Liste. Sorgt gerade für mehr Furore als Ante Rebic, zumal ohne jedes negative Image. Wird im kommenden Sommer fest verpflichtet für geschätzt um die acht Millionen Euro (Theorie: 6 Millionen Sockelbetrag plus Boni). Heutzutage ein Schnäppchen. Die oftmals kolportierten 12 Millionen waren übrigens eine Erfindung von mir in einem Posting auf transfermarkt.de und wurden lustigerweise von allen möglichen Medien abgeschrieben… #Qualitätsjournalismus

Sébastien Haller, Mittelstürmer

Analog zu Jovic: Letzte Saison 36 Spiele, 13 Tore, 7 Vorlagen. In seiner zweiten SGE-Saison in 12 Spielen 5 Tore, 7 Vorlagen. Aktuell Topscorer der Fußball-Bundesliga. Hat sich ebenfalls gut weiterentwickelt und dient seinen Mitspielern mit seinen Assists. Dazu einfach ein klasse Typ. Wird oftmals als langsam oder unbeweglich gedisst, aber wer hinschaut, was er da zuweilen zaubert, kommt aus der Maulsperre nicht mehr raus.

Goncalo Paciencia, Mittelstürmer

Als wäre es damit nicht genug, kickt nun auch Paciencia am Main. Leider mit Meniskusriss außer Gefecht, hat aber mit einem Tor im Pokal bereits gezeigt, dass er genau weiß, wo selbiges steht. Ein Versprechen auf die nahe Zukunft, da wette ich!

Branimir Hrgota, Mittelstürmer

Sollte im Sommer verkauft werden, hat leider nicht geklappt. Durfte nach seinem Torreigen gegen einen Sechstligisten dann gegen Ddorf auch mal kurz ran, leider vergebens. Kann was, zeigt in den wichtigen Spielen aber leider nicht viel. Wird entweder im Winter gegen kleines Geld gehen oder im Sommer dann ablösefrei. Mit Jovic, Haller und Paciencia ist die Konkurrenz zu groß und klar besser. Und im Zweifel würde wohl eher Rebic, jemand wie Müller oder ein Nachwuchsspieler zentral spielen.

Der Nachwuchs

Rausgelassen habe ich alle jungen Spieler, die wegen eines Profivertrags im Kader aufgeführt werden, aber kaum Einsatzchancen haben: Tobias Stirl , Torwart, Noel Knothe, Innenverteidiger, Deji Beyreuther, Linker Verteidiger, Sahverdi Cetin, Defensives Mittelfeld, Patrice Kabuya, Rechtes Mittelfeld, Mischa Häuser, Linksaußen, Nelson Mandela Mbouhom, Hängende Spitze. Wobei ich dennoch vor allem bei Knothe, Beyreuther und Cetin im Laufe der Saison auf den ein oder anderen Einsatz hoffe und – wenn jemand nicht mehr für die U19 spielen darf – auf Leihen in Liga 2 oder 3, um Spielpraxis zu sammeln.

Die Verliehenden

Daichi Kamada hat beim VV St. Truiden richtig eingeschlagen, mit bislang 4 Toren in 5 Spielen für den Tabellensiebten der Jupiler Pro League. Max Besuschkow ist sogar für zwei Jahre in die zweite belgischen Liga nach Saint Gilloise, aktuell Platz 3 in der Tabelle, verliehen. Marijan Cavar kommt in der kroatischen Liga beim Tabellenzweiten NK Osijek immer mehr auf Einsatzzeiten. Aymen Barkok verpasste beim Aufsteiger Fortuna Düsseldorf verletzungsbedingt die Vorbereitung, hat sich in der Regionalliga ein wenig Spielpraxis geholt, um dann ausgerechnet beim 7:1 in Frankfurt sein Debut zu geben. Danny Blum genießt eher Kurzeinsätze für Las Palmas, bei ihm rechne ich allerdings sowieso nicht mehr mit einer Zukunft in Frankfurt.

Aus Gründen der Integration (deutsche Sprache etc.) wäre mir bei Kamada und Cavar eine Leihe in die zweite Bundesliga zwar lieber gewesen, aber Hauptsache, die Jungs bekommen Spielpraxis. Gerade bei diesen Beiden sowie Barkok hoffe ich auf gute Entwicklungen und darauf, sie eines Tages wieder im Eintracht-Dress sehen zu können. Sofern sich die SGE nicht noch schneller entwickelt…

Fazit zum Kader

Adi Hütter sehe ich aktuell als Upgrade zu Kovac, da er die SGE noch mehr zu einem mitreißenden, begeisterndem Spiel bringt und gleichzeitig Ergebnisse liefert. Wolf wurde durch Kostic adäquat ersetzt (wenn auch auf der anderen Seite), Mascarell durch Torro, Hradecky durch Trapp und Rönnow mehr als das. Die Rolle von Boateng als Mentalitätsmonster teilen sich mehrere Spieler. Vor allem aber haben sich einige Spieler diese Saison gesteigert (Jovic, Haller, Gacinovic, da Costa), was allein schon einiges kompensiert. Die Defensive ist dank Ndicka nochmal besser geworden. Und bei einigen Spielern wird man noch sehen. Insofern ist Eintracht Frankfurt 2018 stärker als 2017.

Künftige Abgänge und Verpflichtungen?

Bereits jetzt wird gejammert, dass nächste Saison oder gar zur Winterpause Rebic, Jovic und Haller wohl weg sein würden. Und bestimmt bald Ndicka. Hey, Leute, genießt lieber den aktuellen Lauf. Natürlich wird der ein oder andere Spieler irgendwann gehen. Allerdings konnten wir zunehmend bessere Verträge (im Sinne der SGE) schließen, so dass Fälle wie Wolf eher die Ausnahme sein dürften. Rebic ist wider Erwarten geblieben. Jovic wird kommenden Sommer erst einmal fest verpflichtet. Haller ist sowieso ein sehr besonnener Mensch. Gacinonvic identifiziert sich sehr mit der SGE. Ndicka ist gerade erst angekommen. Insofern habe ich die Vorstellung, dass der nächste Umbruch kleiner ausfallen wird. Zumal Adi Hütter hier sicher mehrere Jahre verbringen wird und den Kader sukzessive nach seinen Vorstellungen gestalten kann.

Je mehr die SGE im Rampenlicht steht, desto größer die Begehrlichkeiten anderer Vereine, die höhere Gehälter zahlen, das ist klar. Aber desto höher auch die Motivation für die Spieler, hier weiter zu machen und mehr zu erreichen. Lieber bei der SGE erfolgreich spielen, als beim FCB auf der Bank gammeln und die Karriere vielleicht ruinieren. Doch selbst wenn mehrere wichtige Spieler kommenden Sommer gehen sollten, werden sie deutlich mehr Gelder in die Kassen spülen als bislang, während unser Scouting seit Amtsantritt von Bobic und Manga einen vorzüglichen Job macht, so dass man hier tiefenentspannt bleiben kann.

Klar hätte ich mir bereits 2018 als Neuzugänge gern zum einen Peter Zulj von Sturm Graz fürs Mittelfeld gewünscht (da er 2019 nur noch ein Jahr Vertrag hat, wäre sein Wechsel im kommenden Jahr in die Bundesliga wahrscheinlich). Bei meinem Wunschspieler für die rechte Seite, Kevin Mbabu, ist das starke Interesse von Eintracht-Seite auch fest verbrieft. Hier hat da Costa bislang glücklicherweise überzeugt. Da auch Mbabu 2019 nur noch ein Jahr Restvertrag hat, könnte ein Transfer finanziell eher machbar sein – ob dann die Hütter-Karte allerdings reichen würde, diesen Spieler zu uns zu lotsen, dürfte angesichts der starken Konkurrenz fraglich sein. Und natürlich hoffe ich weiter auf Jesús Vallejo, der diese Saison in Madrid noch keinerlei Minute im Einsatz war und es oft noch nicht einmal in den Kader schafft. Der Junge muss dringend wechseln.

Nur mal so zum Spaß, wie dann beispielsweise eine Dreierkette mit offensiver Ausrichtung aussehen könnte, in Klammer die Rotationsspieler:

—————————— Trapp (Rönnow) ——————————-
——- Salcedo (Abraham) – Vallejo (Hasebe) – Ndicka (Falette) ——
Mbabu (da Costa) ——— Zulj (de Guzman) ——– Kostic (Willems)
——— Gacinovic (Geraldes) —————– Rebic (Müller)————
—————–Haller (Paciencia) ———- Jovic (?) ———————–

Fänd ich schon sehr ansprechend 🙂 Wobei vermutlich ein Rebic verkauft werden müsste, um die genannten Transfers alle stemmen zu können. Denn bei einem geschätzten Budget von 25 Millionen wären Jovic, Trapp, Mbabu, Zulj, Vallejo und Geraldes ohne größere Transfergewinne kaum machbar. Aber das sind ja auch nur die Gedankenspiele eines Balljungen… #Standjetzt

Saison-Prognose

Angesichts des starken Kaders und guten Trainers war ich mir sicher, dass wir – nach den zu erwartenden Startschwierigkeiten – auch diese Saison nichts mit dem Abstiegskampf zu tun haben. Die üblichen Unkenrufe aus dem Vorfeld („Abstiegskandidat“ zum dritten), die vor allem angesichts der EL groß waren, sind mittlerweile verstummt. Ob die SGE so weiter performen kann wie aktuell, ist möglich, aber keinesfalls sicher. Vieles hängt von der Gesundheit der Spieler und auch ein wenig von Glück und Tagesform ab. Die Chancen, dass die Eintracht zum Saisonende einen einstelligen Tabellenplatz belegt, sind aktuell jedenfalls hoch. Zumal die nächsten Gegner Nürnberg und Stuttgart nicht zu den Stärksten gehören. Gegen Apollon Limassol hat man die gute Chance, einen großen Schritt für die Qualifikation für die Hauptrunde der Europa League zu machen. Das Leben als Eintracht-Fan ist gerade schön 🙂

Mein Traum für diese Saison? Wieder mindestens Platz 7 zu erreichen und uns erneut für die EL zu qualifizieren. Und in der Europa League möglichst weit zu kommen und bestenfalls das Endspiel zu erreichen. Als Fan darf man ja träumen 🙂

 

Autor: Aschebercher

In der Jugend Linksverteidiger. Bis heute leicht traumatisiert von Linksaußen, die nicht nach hinten arbeiten wollen und die Schienenspieler-Karriere ruiniert haben :) Irgendwann nach Frankfurt gezogen und der magischen Eintracht verfallen. Redakteur und Autor bei verschiedenen subkulturellen Magazinen.

4 Kommentare

  1. Eine brillante Analyse! Respekt!

  2. Frage eines Allgäuers – der Vilhena aus Holland war doch im Sommer auch schon mal Thema – ist der nicht besser als der Zulj? Hat dann auch nur noch 1 Jahr Restvertrag und der Guzman hätte dann einen jungen Konkurrenten….

    Und bei Haller sehe ich jetzt keinen Anlaß (jetzt schon) Frankfurt zu verlassen…

    Rebic sehe ich als einzige Abwanderungsgefahr. Der Rest ist, sofern er klug ist, mit Frankfurt „zufrieden“…. Und – man sollte sein Licht nicht immer so sehr unter den Scheffel stellen… Deutschland hat die vollsten Stadien, die besten Fans und sollte an Gehältern – außer mit England – europaweit mithalten können. Wohin sollte also z.B. ein Haller jetzt schon gehen, um sich (finanziell) zu verbessern?

    Und bei NDicka ist die Angst vor Abwanderung ja wohl absurd. Der „Schulbursche“ ist gerade erst angekommen und soll mal zu erst mind. 3 Jahre bei Frankfurt spielen und sich beweisen und Spielpraxis sammeln. Da gehört auch mal eine klare Ansage von den Vereinen her, das man „junge Schulburschen“, bei 5 Jahren Vertrag, frühestens nach 3 Jahren abgeben wird. Alles andere ist Deppentum und nicht nachzuvollziehen….

    Gruß!

  3. Hi Allgäuer, Vilhena war Thema letzten Sommer auf TM und bei den Fans. Laut Bobic aber weniger bei den Verantwortlichen: „Vilhena ist auch ein sehr guter Spieler, aber das war eher ein Gerücht.“. Mein Tipp war eher Zulj, insofern bin ich mal dabei geblieben 🙂

  4. Aschbecher

    danke für die Info. Dein Wunschkader für die kommende Saison wäre aber wohl sicher nur über einen Verkauf von Rebic zu realisieren, wenn ich auch glaube, daß die endgültige Jovic Verpflichtung eigentlich noch aus dem dies- bzw. letztjährigen Budget/Überschuß möglich sein müßte/sollte…..

    Gruß eines Fussballfans, der für mehrere deutschen Vereine was übrig hat, auch für die Eintracht….

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